Am Freitag eröffnete Lindt & Sprüngli in Olten ihr neues Kakaomassenwerk. Mit dem Ausbau wird die Produktion verdoppelt. Von hier kommt das Grundprodukt jeder Lindt-Schokolade in ganz Europa.
Wenn der Lindt Maître Chocolatier die Schokolade in der Werbung genüsslich von seinem Schwingbesen in die offene Lindorkugel tröpfeln lässt, fliesst ein Stück Olten mit. Denn Lindt & Sprüngli produziert zwischen den Oltner Bahngleisen und dem SBB-Werk Kakaomasse für die Produktionsstätten in Italien, Deutschland und der Schweiz. Der Oltner Produktionsstandort wurde in den letzten Jahren ausgebaut und am Freitag offiziell eröffnet.
Die Öffentlichkeit ist nicht zugelassen
Im Zuge dieser Eröffnung lud Lindt & Sprüngli alle am Bau beteiligten Parteien und Unternehmen sowie die Presse zu einem Blick hinter die sonst verschlossenen Türen ein.
Werksleiter Martin Salzmann führte in Begleitung von Marco Peter, CEO der Lindt & Sprüngli Schweiz, ins Innere des Werks. Jeden Tag wird dort Kakaomasse so schwer wie 50 Elefanten fabriziert. Das entspricht ungefähr 200 Millionen Bohnen, die täglich in Olten verarbeitet werden.
Die Bohnen kommen von Betrieben aus aller Welt zu den grossen Häfen, bevor sie mit dem Schiff in Containern voller Jutesäcke nach Amsterdam transportiert werden. In Amsterdam werden die Bohnen gewaschen und in die Bahn verladen. Per Zug kommen sie nach Olten.
90 Prozent der weltweit genutzten Kakaobohnen gingen durch den Hafen in Amsterdam, erklärt Salzmann. «Dort kontrollieren wir schon, dass die richtigen Bohnen zu uns kommen», führt er aus. Ein wichtiger Schritt, denn es gebe Bauern im «Lindt Farming Program», die jährlich nur rund 150 Kilogramm Bohnen zu den insgesamt 350 Tonnen beisteuern.
Einmal in Olten angekommen, gelangen jeweils ganze Bahnwagen voller Bohnen mittels eines Hebebandes in ein Silo im oberen Teil des Gebäudes. Die ganze Produktionsschlaufe sei aufgebaut wie eine Handorgel, erklärt Salzmann. «Wir nutzen, wo immer es geht, die Schwerkraft und heben die Ware dort an, wo sich dies am energieeffizientesten bewerkstelligen lässt.»
Von den Silos im oberen Stock kommen die Bohnen in die Reinigung, wo alles abgesiebt wird, was keine Kakaobohnen sind. Das seien meist Steine, erzählen zwei Werksmitarbeitende auf der Führung. Sie haben eine Auswahl an Gegenständen vorbereitet, die sie schon aus den Kakaobohnen gefischt haben. Knöpfe, Messer, Kämme oder einmal gar einen Schlüsselbund hätten sie schon gefunden, berichten die Mitarbeiter. Die Gegenstände stammten aus Peru, Ghana oder Ecuador – je nachdem, wo die Kakaobohnen geerntet worden waren.
Sind die Kakaobohnen dann mal von den Verunreinigungen getrennt, werden sie zerkleinert und geschält. So werden aus Bohnen sogenannte Kakaonibs. Das geschieht ausschliesslich mit Druckluft: Druckluft schleudert die Bohnen an eine Platte, wo sie zerschellen, Druckluft saugt die Schalenbestandteile ab, und Druckluft bläst den Staub von den verbleibenden Kakaonibs weg. «Die grösste Herausforderung war es, die Luft zum Absaugen der Schalen richtig einzustellen», erklärt ein Produktionsmitarbeiter. Stolz fügt er an: «Wir haben wochenlang daran herumgetüftelt.»
Grösste Geheimhaltungsstufe im Röstraum
Im Werk ist es überall warm, besonders im Röstraum. Mit welcher Temperatur die Kakaonibs geröstet werden, dürfen die Mitarbeiter nicht sagen. «Rezepturgeheimnis», erklären sie nur. Nach dem Rösten werden die Bohnen gemahlen.
Die fertige Masse wird schliesslich in Rohren mittels Schwerkraft in grosse Tanks gefüllt. «Diese Rohre,» fügt Salzmann an, «können mit einem Pfropfen direkt nach dem Durchfluss ausgestossen und gereinigt werden, sodass keine Masse verloren geht.» 576 Tonnen Kakaomasse können in den 12 Tanks zwischengelagert werden. Salzmann erzählt weiter: «Die Masse muss ständig auf etwa 45 Grad gehalten werden, auch im Transport. Sonst wird das Fett zu dickflüssig.» Bei weiten Transporten werde die Masse im Lastwagen gar bewegt, um Sedimentation zu verhindern.
Am Produktionsstandort Olten will man trotz der weiten Wege festhalten. «Unsere Wurzeln sind in der Schweiz», sagt CEO Marco Peter. Er glaube an den hiesigen Wirtschaftsstandort. Besonders wegen der politischen Stabilität, den verlässlichen Verwaltungen, dem Baugewerbe und nicht zuletzt den gut ausgebildeten Arbeitskräften. «Die Zusammenarbeit mit der Stadt Olten war besonders erfreulich», ergänzt Peter. In Olten beschäftigt Lindt & Sprüngli gut 30 Vollzeitstellen. Zwölf davon wurden mit der Werkserweiterung neu geschaffen.
Dass der besagte Maître Chocolatier mit seinem Schwingbesen und Kochhut ein Schauspieler und nicht einer der Mitarbeitenden in Olten ist, ist zu vermuten. Aber ganz so weit weg von der Realität sind die Lindtköpfe dann doch nicht. «Einer der Maitre Chocolatiers in der Werbung ist Urs Liechti, unser Entwicklungsleiter», weiss Peter.

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