Unser Reporter macht sich auf die Suche nach dem einst so ersehnten Chilbi-Gefühl. Und bringt vier harte Kriterien mit. Er ist weder aus Olten noch war er in den letzten fünf Jahren an einer Chilbi.
Ich komme aus Solothurn. Genauer gesagt bin ich im Wasseramt und im Bucheggberg aufgewachsen. Meine Chilbi war (bisher) nie die drittgrösste der Schweiz, und für Bahnen der Superlative, wie sie die Chilbi-Organisatoren dieses Jahr anpreisen, reichte es meist nur für eine, vielleicht zwei.
Trotz aller Erinnerungen an die Vorfreude auf die Stände mit Wasserpistolen, Plastikschwertern und gefälschten Fussballtrikots. Allen hormongesteuerten Hoffnungen zum Trotz, wen man am Abend auch alles treffen mag, muss ich gestehen, dass meine letzte Chilbi gut fünf Jahre zurückliegt.
Inhaltsverzeichnis
- Was eine «anständige » Chilbi ausmacht
- Die Weltneuheit: Enttäuschung oder Segen?
- Sind die Bahnen zu klein oder ich zu …
- Der einzige Oltner Schausteller
- Fazit: Eine «richtige » Chilbi
Was eine «anständige » Chilbi ausmacht
Deshalb werde ich meinen Besuch in Olten, an der drittgrössten Chilbi der Schweiz, von folgenden, für mich unverhandelbaren Kriterien für eine «richtige» Chilbi abhängig machen. Und zwar:
- Eine Putschautobahn und ein Rösslispiel.
- Das Raclettestübli, eine Bierschwemme und irgendein Fischessen oder Ähnliches, angeboten von motivierten Vereinsmitgliedern, sind ein Muss. Bonuspunkte gibt es, wenn ein Landfrauenverein Züpfe oder Öpfuchüechli macht.
- Schiessbuden und Wurfwettbewerbe mit allzu bunten Plüschpreisen. Zur Stärkung Magenbrot im rosa Sack und Krachmandeln.
- Und last, but not least: die Bahnen. Speaker mit Autotune, schräge Namen, sengende Hitze auf den geriffelten Aluplatten beim Aufsteigen. Dazu lange Warteschlangen und der kleine Hintergedanke, dass man jeden Moment über das ganze Gelände geschleudert werden könnte. Was kann man daran nicht mögen?
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11.08.2024
Die Weltneuheit: Enttäuschung oder Segen?
Da die diesjährige Oltner Chilbi mit einer Weltneuheit und vielen Grossfahrgeschäften aufwartet, ist ein ausgiebiger Test dieser Fahrgeschäfte unumgänglich. Adolf Ogi hätte es nicht besser sagen können: «Freude herrscht.»
Die Fahrgeschäfte sind also das Erste, was ich mir an dieser Chilbi anschauen werde. Angefangen mit dem «Air Jump», der in Olten seine Premiere feiert; eine Weltneuheit, wie in dieser Zeitung zu lesen war.
Der «Air Jump» wird von Corina und Urs Welte aus Siebnen im Kanton Schwyz betrieben. Zu meiner Beruhigung scheint das Fahrgeschäft eher auf Familien und Kinder ausgerichtet zu sein. Welte: «Wir sind in Olten die Einzigen, die eine Bahn mit den neusten Sicherheitsnormen betreiben.» Na super, denke ich. Und die Bahnen für die «Grossen» kommen erst noch.
Sind die Bahnen zu klein oder ich zu …
Zum ersten Mal «kickt» so etwas wie das Chilbi-Gefühl von früher. Doch der Mittzwanziger in mir ist weniger begeistert. Die Beteuerungen von Welte, es könne doch nichts passieren, die anderen Bahnen seien auch sicher, scheinen in weite Ferne gerückt, als ich mich in den «Hip-Hop» zwänge.
Er haut auf den Bügel und mir die Luft aus der Lunge. Und endlich ein leises «Klick». Ich bin drin. Wir drehen unsere Runden: kopfüber, rückwärts, in luftiger Höhe. «Gar nicht so übel für einen Arbeitstag», denke ich. Kriterium Bahn: erfüllt!
Der einzige Oltner Schausteller
Die Öpfuchüechli der Landfrauen suche ich vergeblich. Überhaupt geht es in Olten, der grössten Stadt des Kantons, anders zu als im beschaulichen Bucheggberg. Die meisten Zelte werden von Fasnachtszünften betrieben und die Restaurants der Stadt bieten Speisen aus aller Welt an. Dorffestcharakter hat die Chilbi höchstens im Raclette-Zelt der Stadtmusik.
Den einzigen Oltner Schausteller treffe ich auf der Schützenmatt. Marco Stieger sitzt im Kontrollhäuschen der Putschautobahn. Das ganze Jahr ist er unterwegs, mit Frau und Kind. Aber jetzt ist Heimspiel.
Trotz aller Heimatliebe werde ich gezwungen, auf Stiegers Fahrgeschäft ein Putschauto mit Glarner Fahne zu fahren. Die Wut steckt mir noch in den Knochen, als ich den ersten Zwölfjährigen mit voller Wucht in die Seite ramme.
Fazit: Eine «richtige » Chilbi
Weiter zu den Schiessbuden. Zum Glück haben es sich die Organisatoren nicht nehmen lassen, diese auf der Schützenmatte aufzustellen. Fünf Franken, fünf Schuss, fünf Treffer. Mein Zugführer in der RS wäre stolz.
Um den grossen Stoffbären zu gewinnen, müsse man 96 Treffer landen, lasse ich mir sagen. Das würde mich nur gute 80 Stutz kosten, sagt der Schausteller, als wäre das ein guter Deal.
Ich lehne dankend ab und kaufe nebenan Krachmandeln und Magenbrot für 55 Stutz weniger. Das nenne ich Chilbi!

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